organisch düngen ist wie stillen


mein landwirtschaftliches laientum ermöglicht mir unorthodoxe assoziationen.

biologisch bewirtschaftete böden sind wie gestillte säuglinge. nuckeln an der brust ist anstrengender als saugen am flaschenzuz. in bio-böden müssen die nährstoffe über ein gutes zusammenspiel mit den mikroorganismen erst aufgeschlossen werden. in der konventionellen landwirtschaft kriegt der boden stickstoff, phosphor und kalium in leicht aufnahmefähiger form.

auch die nachteile sind vergleichbar: häufigere überfütterung und höhere kosten. das baby wird zu dick, das zuviel an stickstoff im boden gelangt als nitrat ins grundwasser oder als klimaschädliches lachgas in die atmosphäre. und teurer ist die künstliche fütterung doppelt: die naturnahrung kostet gar nichts, weil sie einfach da ist, einfach anfällt, und die kunstnahrung wird oft überdosiert.

meine resümees der wintertagung 2013 des ökosozialen forums


ich habe mich heute in neuland gewagt: in die agrarpraxis und -politik. genauer: auf die wintertagung des ökosozialen forums. auf die 60. wintertagung. geburstagstagung. thema: “intensivierung? ja, aber nachhaltig!”

resümee 1 – das positive: ich fand’s sehr interessant. inhaltlich war viel neues für mich dabei, weil ich ja (leider) so überhaupt keinen landwirtschaftlichen hintergrund habe, dafür umso mehr wertschätzung. besonders spannend war, die stimmungen einzufangen, die befindlichkeiten. was die österreichischen bäuerinnen und bauern bewegt, kannte ich ja bisher nur aus diverser literatur über sie. aber niemals habe ich so geballt so viele wortmeldungen von ihnen gehört.
da war ganz viel die rede vom “unternehmertum landwirt” (niki berlakovich und landwirtschaftskammer-präsident gerhard wlodkowski), davon, dass wir “kein agrarpolitisches disneyland sind” (ösf-präsident stephan pernkopf), von “spaß” an der tätigkeit, von “mut”, “wir brauchen einkommen!”, “ich bin bauer geworden aus demselben grund, wie sie sich ihre berufe ausgesucht haben: weil es mir spaß macht und weil ich was verdienen will.”, “wenn die handelspolitik nicht kostendeckende preise garantiert, muss es die öffentliche hand tun.” und “fair trade darf nicht bei den bananen aufhören!” (alles publikumsmeldungen) und “ich wünsche mir eine agrarpolitik, die möglichst unabhängig von förderungen macht. und vom handel. weniger direkte förderungen, aber gleichzeitig preise von denen man leben kann.” (hans gmeiner, redakteur der salzburger nachrichten und landwirt).
von bischof schwarz aus gurk kam meine lieblingsausführung: die landwirtschaftliche produktion müsse einer “verträglichkeitsprüfung” unterzogen werden: sie müsse auf umweltverträglichkeit geprüft werden, auf soziale verträglichkeit, verträglichkeit zwischen generationen und internationale verträglichkeit.

resümee 2 – das negative: publikum und referentInnen waren nicht sehr durchmischt, aber es waren einige bio-anhängerInnen da, die arbeiterkammer, der gewerkschaftsbund, die via campesina, global2000.
und was passierte? über weite strecken wollte man sich nicht verstehen, bisweilen missverstand man sich absichtlich, hin und wieder gab’s hackl ins kreuz, und mitunter feindseligkeiten. so von der eu-parlamentarierin elisabeth köstinger (övp), die in einem nebensatz von immer-wieder-einmal-fast-konsensen mit den grünen erzählte, die von den grünen vereitelt würden, was sie verstünde, denn dagegen-sein sei ja eine oppositionelle strategie. gewerkschaftsbund-präsident erich foglar sprach von lebensmittelpreisen, die in den vergangenen zehn jahren stärker gestiegen seien als der verbraucherpreisindex, sagte aber sofort dazu “wir schauen grundsätzlich auf die preise, in allen bedürfnisfeldern.” und “das ist keine bösartigkeit gegen die landwirtschaft.” prompt kam eine replik aus dem publikum, dass ak und ögb immer auf die bauern hinhackten, umgekehrt nie: “die arbeiterkammer und der gewerkschaftsbund sagen immer: ‘die lebesnmittelpreise steigen.” die landwirtschaftskammer sagt nie: ‘die löhne sind zu hoch.'” eine vertreterin der ak stieß sich daran, dass die “ökologischen vorrangflächen”, die die eu-kommission in ihrem vorschlag für die neue gap drin hat, von berlakovich und pernkopf laufend als “flächenstilllegung” bezeichnet wurden. ökologische vorrangflächen sagte dennoch bis zum ende der tagung niemand auf dem podium. als neues tool gab’s sms-live-befragungen, drei an der zahl mit je zwei antwortmöglichkeiten. die fragestellungen waren zwar nicht  suggestiv (im grammatikalischen sinn), die antworten aber immer vorhersehbar: “ist die von der eu-kommission vorgeschlagene flächenstilllegung von 7 prozent ethisch richtig?” 80 prozent nein. darauf zerriss es irmi salzer von der via campesina. ihre wortmeldung war emotional-aggressiv. ähnlich jene einer global2000-vertreterin gegen ende der tagung, die pernkopf angriff und ihn fragte, warum es denn, bitte, bei aller beschworenen nachhaltigkeit und umweltfreundlichkeit trotz intensivierung in der österreichischen landwirtschaft gebeizten mais gebe, warum nicht verpflichtende fruchtfolgen, wo die nachhaltigkeit in der fleischproduktion sei, für die soja importiert werde, das zum teil gentechnisch verändert sei, und warum, bitteschön, die bienen stürben. (bei den bienen gab’s gelächter unter den aus wieselburg angereisten josephinum-schülern und den mädels aus sitzendorf, die beim bier-umtrunk nach der tagung “auf die bienen” tranken.)
ist das, frage ich mich, wirklich nötig?!

sehr viel war den ganzen tag über die rede von kommunikation, auch von kooperation. ich mag kampfrhetorik nicht, weil ich sie für destruktiv halte, und auch nicht absichtliches missverstehen und hackl-ins-kreuz-hauen. ich mag diplomatie als konstruktivere art, diskussionen auszutragen. das mag meiner harmoniebedürftigkeit geschuldet sein oder meiner naivität. egal, so bin ich und so hätte ich gerne, dass kommuniziert wird. 

ein slow-food-tag, herrlich!


ohh, das war ein schöner tag gestern! zwölf stunden slow-food, wörtlich wie übertragen.

wir haben die, abwesenheits- und babybedingt länger ausgesetzte mädels-probieren-neue-essstätten-aus-runde wieder aufleben lassen. start war beim schrittesser am tormarkt. frühstücken. köstlich frühstücken (schinken, speck, käse, ei). und da sind wir gleich zum ersten mal pickengeblieben, trotz der lehnenlosen stockerl.

gastrokritik nebenbei: da ist denn herren andi und stefan ein herrliches frühstücks- und jausenplatzerl geglückt. das ambiente gemütlich, verlängertes wohnzimmer trifft’s ziemlich gut. das essen: schinken, specke und käse, bauernbutter (direktimport aus kärnten) und brot, nudeln (kärtner kas, spinat, mozzarella-paradeis, fleisch) und sacherwürstel, darüber hinaus noch ein paar frühstücksextras. und aus! herrlich reduziert, mehr braucht man eh nicht. zum trinken gibt’s u.a. hirter-bier, leolimonaden, herrlichen hausbrandt-kaffee. (wer eine kärtner schlagseite im angebot zu erkennen glaubt, hat recht.) der service ist langsam (positiv!!!) und achtsam.
kurz: qualität, authentizität, freude auch hier. (überhaupt komme immer öfter drauf, dass ich meine drei höchsten lebenswerte auch die besten kriterien für gutes essen und trinken sind.)

nach vier stunden brunch dann zu den nackten männern ins leopold museum. jetzt leider schon ohne der mama, die die dritte im bunde seit einem zeitl ist. wir zwei restlichen haben uns amüsiert. kann man sich auf jeden fall anschauen, das!

dann kam der hunger wieder. und was wäre näher gelegen, als die herrliche neuentdeckte frühstücks- und jausendestination, deren frühstücksqualität uns schon bekannt war, auch auf ihre jausenqualität zu prüfen? also wieder zurück ins schrittesser. kärtner nudeln dieses mal. das “pling!”, das aus der küche kam, interpretierten wir zunächst entsetzt als mikrowellen-endgeräusch, um kurz darauf aber beruhigt festzustellen, dass es sich um ein dampfgarer-pling gehandelt haben musste. so überhaupt ein kausalzusammenhang mit unseren dampfnudeln bestand. die nudeln waren übrigens allesamt köstlich. klar, ich habe alle vier sorten probiert!

und während wir da so saßen, aßen, tranken und wohltuende lebensgespräche führten, beschlossen wir, den tag mit kino ausklingen zu lassen. paradies: liebe ergab sich, und gut war’s. (filmkritik schreibe ich keine, das würde viele zeilen verschlingen.)

danke, l. und m., für einen wunderschönen, langsamen, eindrucksvollen, wohltuenden tag!

ein unverhofftes, dankbares jahresresümee


vorigen freitag rannte mir ein guter bekannter zufällig über den radweg, wir beschlossen einen spontanen kaffeeplausch. der liebe hat eine ähnliche und ähnlich aufregende auslandserfahrung wie ich hinter sich. als er zurückkam, stolperte er fast übergangslos in einen anstrengenden vollzeitjob. jetzt, ein knappes jahr später, sitzt er da und sagt: “ich bin müde! weißt du, nicht nur körperlich. ich bin geistig müde. das macht mich traurig.”

mich macht es auch traurig, mit ihm. und gleichzeitig froh, für mich. froh, dass ich es aller existenzängste und gefühlten arbeitszwänge zum trotz umgesetzt habe, was ich mir die letzten monate in mosambik vorgenommen hatte: mir zeit zu geben, (wieder) rund zu werden – mindestens ein halbes jahr, womöglich ein ganzes. das gehen des großvaters zu begleiten und alle damit verbundenen gefühle wahrzunehmen und zuzulassen. die freude über das wieder vorhandene angebot an kunst und kultur zu zelebrieren. good old europe, das jetzt in einem ganz anderen glanz erstrahlt, zu bereisen und zu genießen. mich wieder in die (gesellschafts-) politik einzuklinken. reflexionen und emotionen, gute wie unangenehme, zu durchleben. lebenskonzepte zu revidieren und zu adaptieren. mich beruflich zu verlieren und wiederzufinden. die müdigkeit abzustreifen und neue energien zu erschließen.

damit wurde dieses gespräch anlass für mein persönliches jahresresümee. es war ein turbulentes jahr, vor allem in mir drin. es war ein intensives jahr. es war ein gutes jahr. und ich bin – angesichts dessen, was ich an einem anderen ende der welt mitgekriegt hatte – dankbar und demütig, dass ich die möglichkeit hatte, mein jahr 2012 so zu verbringen, wie ich es eben getan habe.

schweihnachtsbratenfreude


eine etwas verspätete weihnachtsgeschichte: ein mir bekanntes ehepaar, 65-70 jahre alt, gesundheitsbedingte “körndlfresser” mit großer freude am seltenen fleischkonsum, wurde zu weihnachten 2012 zu labonca-neukunden. (ja, wegen meiner freudigen berichte.) für den schweihnachtsbraten entschied man sich für die niedrigtemperaturmethode. die zwei standen also am 25.12. beide (!) um 3 uhr früh auf, um das gute stück in die röhre zu schieben.

eine schöne art, den fleischkonsum zu zelebrieren, finde ich.