kinder lieben echtes fruchtjogurt


nach vielen lehreinheiten mit meinen mosambikanischen studentInnen habe ich diese woche wieder einmal mit österreichischen kindern gearbeitet. es war mir eine große freude!

zuerst hab’ ich sie mit grünem o-saft, in würfel geschnittenem apfel, augenbinden und kluppen auf der nase beim schokoladeessen und anderen gemeinheiten sensorisch hinters licht geführt. dann sind sie mir drehbuchkonform in die erdbeerjogurtfalle getappt: das geschmacklose rosa im umgefüllten erdbeerbecher wurde einstimmig als erdbeerjogurt erkannt, das aromatisierte weiße hat sie dann gänzlich verwirrt.

beim selber-pantschen (und pantschen war’s, wie das abgelaufen ist) gewann dann das vanillejogurt mit ausgekratzter schote und echtem zucker. das aber nur, weil die echte-erdbeer-honig-gruppe zu sparsam mit dem honig war, die echte-erdbeer-zucker-gruppe hingegen zu großzügig mit dem zucker. die beiden aromatisierten, gefärbten jogurts haben ihnen zwar am meisten spaß beim pantschen gemacht, geschmacklich sind sie aber durchgefallen. gut so!

nächste station: getreide erkennen und kosten. haferflocken waren easy, mehl und reis gingen auch noch, sogar langkorn und rundkorn wussten einige zu unterscheiden. “den nimmt man für risotto, oder?” yes! bei grünkern, buchweizen und quinoa war dann aber schluss, das hatte noch niemand jemals gegessen. ganz herrlich aber war, dass fast alle fast alles gekostet haben.

apropos kosten: balsamicoessig und olivenöl gab’s zum verkosten aus der pipette (wegen dem wissenschaflichen flair, mit dem ich mich umgeben wollte). den essig musste ich ihnen wegnehmen, den hätten sie mir sonst ausges***! süß-sauer lieben offenbar auch die kinder. beim olivenöl spürten sie brav das kratzen im hals. dass das ein qualitätsmerkmal ist, darauf hat mich in der pause sogar die frau schulküchenbedienstete angeredet, die offenbar recht große lauscher gekriegt hat während meiner ausführungen.

salatmarinade im schüttelglas wurde zur tanzveranstaltung: shake it, shake it! das waschen und vor allem das trocknen der blätter ergab ein herrliches bild: elf kids mit je einem geschirrtuch bewaffnet trocknen, auf einen speisesaal verteilt, zwei happerl salat. mit einer akribie! aber ich hatte ja auch gesagt, das geheimnis eines richtig guten salats seien neben der marinade gut getrocknete blätter. die marinade-chefs durften mischen. “wie?” – “mit den händen!” – “echt?!” m. meinte dann beim essen: “ich brauch’ keine gabel, ich tu’ gleich mit den händen weiter!”

dann kamen die jubelschreie, als klar wurde, dass wir spaghetti kochen. dass die bolognese-soße eine alla lenticchia sein würde, trübte die vorfreude wieder gewaltig. sehr gefreut hat mich allerdings, dass es beim erklären, warum linsen statt fleisch (stichwort: veredelungsverluste) minutenlang still war und sie an meinen lippen hingen. (sonst war’s vom geräuschpegel her ohne unterbrechung wie kindergeburtstag bei mc d.) die zwiebel-gruppen erregten große sorge bei der begleitlehrerin, hatten mir aber so überzeugend versichert, dass sie schon einmal zwiebel geschnitten hätten, dass ich sie gewähren ließ. die soßen-chefin schwang den kochlöffel, und sie machte das sehr gut. auch das abschmecken war ihr gut gelungen, m., der ober-marinator, stand ihr zur seite. die nudel-chefin überwachte die al-dentigkeit. auch super. die parmesan-gruppe rieb indessen den käse frisch. “wir sind feinspitze, und wir wollen nicht irgendwelche nudeln kochen, sondern die besten!” hatte ich ja anfangs als credo ausgegeben. und die deko-gruppe faltete sogar serviettenblumen.

zum schluss aßen ALLE spaghetti alla lenticchia. und das war großartig, denn mindestens die hälfte hatte bei linsen anfänglich “bähhh!” geschrien. die meisten attestierten ihnen köstlichkeit. und nicht ein/-e einzige/-r war dabei, der/die sie ungenießbar fand. ok, “die linsen schmeckt man überhaupt nicht raus.” und “mir schmeckt das sehr gut, weil so viel parmesan drauf ist.” streife ich trotzdem als erfolg ein!

es war herrlich! mehr davon! sponsoren bitte melden!

[aus gründen des schutzes ihrer persönlichkeitsrechte gibt’s hier keine fotos von den teilnehmenden kindern.]

[das projekt wurde übrigens am bg/brg wieselburg durchgeführt und von der schule – via subventionen, soweit ich weiß – und durch eine förderung des landes niederösterreich finanziert.]

etiketten, pferde und multidemensionen


eigentlich wollte ich mich ja zurückhalten und meinen senf nicht dazugeben. heute ist das fass aber übergelaufen.

ich habe gestern im radio gehört, dass unser österreichischer “pferdefleischskandal” in deutschland “etikettierungsskandal” heißt. das finde ich viel besser. erstens weniger reißerisch und zweitens passender. es geht ja nicht darum, dass pferdefleisch das problem wäre. gut, das pferdefleisch, um das es im aktuellen skandal geht, scheint wirklich problematisch zu sein. aber medial wird ja auf einer ganz anderen ebene diskutiert.

“würg!!!” antwortete kürzlich jemand auf meine frage, wem ich denn von meinem gang zum fleischhauer eine leberkäsesemmel mitbringen soll. normalen leberkäse, zu dem zeitpunkt war von pferd noch keine rede. leberkäse = grauslich. was das alles zerschreddert, vermantschkert und zusammengepickt wird, zum schluss sind da auch noch schweinsaugen und knorpel drin. würg! und in deutscher dönerfleischmasse fand man angeblich katzen-, hunde- und nagerfleisch. das ist ja noch viel mehr würg. so wird gerade diskutiert. und das streift das problem nur.

wer ein bisschen weiter schaut, ortet, dass pferdefleisch grundsätzlich gar nicht grauslich ist. bisweilen wird sogar seine ernährungsphysiologische erhabenheit  herausgearbeitet. ja, eh. aber auch das ist wieder nur ein aspekt.

die armen pferde!  mein lieblingsargument! mir waren pferde ja schon immer als leberkäse am liebsten. die pferdenarrischheit vieler kindheitsfreundinnen hat mich nachhaltig traumatisiert. gut, ich gebe zu, das ist auch unqualifiziert und als argument unbrauchbar. aber: es ist nicht nachvollziehbar, dass bei pferden und noch viel mehr bei katzerln und hundsis alle “oh gott! die armen!” schreien, bei ratten, mäusen, meerschweinchen “pfui!” und bei schweinen, rindern, hendln “mmhhhh!”. es ist leicht erklärbar, warum, aber nicht, dass es so ist.

etikettierungsskandal ist deshalb viel passender, weil eben nicht das pferdefleisch das problem ist. gutes, also tiergerecht gehaltenes, ebenso gefüttertes und respektvoll getötetes pferd in maßen ist in jeder ernährungshinsicht voll ok. das problem, und da stimme ich auch voll und ganz zu, es als “skandal” zu titulieren, ist, dass man den leuten was verkauft, wo nicht drin ist, was draufsteht. und wo nicht draufsteht, was drin ist. aber selbst das ist immer noch weit nicht genug der diskussion.

der skandal, wie auch immer er genannt wird, hat viele ursachen: massentierhaltung, preisdruck für die produzentInnen, viel zu hohe nachfrage nach fleisch, konsumentInnenwunsch nach billigem, um ein paar zu nennen. folglich sollte er auch multidimensional diskutiert werden. vor allem aber müssen die lehren und veränderungen, die dem skandal hoffentlich folgen werden, seiner multidimensionalität gerecht werden. darum ersuche ich alle beteiligten: politik, produzentInnen, verarbeiterInnen, konsumentInnen.

konventionalisierung


pfuh, hab’ ganz schön viel gelesen in letzter zeit. und geschrieben. und recherchiert. den bio-schmäh von clemens arvay zum beispiel. oder den bio-bluff von hans-ulrich grimm. und noch zirka zehn titel, die in ein ähnliches horn stoßen. weiters veranstaltungen besucht, wo’s auch unausweichlich ein thema war: die konventionalisierung von bio.

was ich genau davon halte, da bin ich mir immer noch nicht ganz sicher. ich weiche dem lieber aus und sage das: die konventionalisierung von bio ist ja nur ein trend. es gibt aber auch einen anderen. mir geht eine wortmeldung einer teilnehmerin einer diskussionsrunde nicht mehr aus dem kopf. sie fasste meine erklärungen, was bio bedeute, resigniert zusammen: „das heißt also, ich muss auf vieles verzichten.“ ja, so kann man es sehen.
ich sehe es aber ganz anders, und viele sehen es wie ich: wir sehen nicht den verzicht, sondern die freude. (dass verzichten notwendig ist, um überhaupt genießen zu können, bleibt hier undiskutiert.) wir sehen uns nicht als außenstehende verbraucherInnen, sondern wollen die nähe zu den produzentInnen, zum teil sogar selber anbauen und ernten, und das essen, was in der nähe und in der jahreszeit eben da ist. wir wollen die tiere streicheln, die wir später essen. manche von uns wollen sie sogar selber schlachten. wir wollen einfachheit, freuen uns am puren geschmack der guten qualität. wir mögen das überschaubare sortiment und einkaufen ohne langes suchen und mühsame entscheidungen. wir suchen die langsamkeit, wollen sie spüren beim einkaufen, zubereiten und essen. ein tratscherl mit der marktfrau, rezepte austauschen im bio-laden. wenn ich bei brigitte im hofladen einkaufe, bin ich nicht selten eine ganze stunde drin, weil wir uns so viel zu erzählen haben. wir wollen fair bezahlen, weil sich nur ein faires geschäft gut anfühlt.
unsere zeichen sind nicht zu übersehen: guerilla-gardening, gemeinschaftsgärten in der stadt, gemüse-züchtungen auf balkonen und terrassen, kräutergärten auf fensterbrettern, brotbackkurse, einkoch-workshops, slow food.
jetzt gerade, während ich diese zeilen schreibe, ist franz wirth auf lieferreise in wien. er bringt mir die nächste ration sonnenschwein-produkte, bleibt auf einen kaffee und ein tratscherl, und ich gebe ihm als dankeschön fürs liefern selbstgemachte bitterorangenmarmelade mit.

bio-romantik? aber ja! wir wollen genau die romantik, wegen derer wir mitunter belächelt werden. und wir lächeln zurück. weil wir herausgefunden haben, dass es diese romantik gibt und dass sie glücklich macht.

sto(ß)suppe


katholischer sozialisierung sei dank für diese fastenköstlichkeit!
bei uns gab es sie jeden aschermittwoch und karfreitag: die stosuppe, auch stoßsuppe geschrieben. wie ich kürzlich lernte, ist sie schon in oberösterreich unbekannt. das rezept ist von der mostviertler oma überliefert. es ist denkbar einfach und binnen fünf minuten fertig.

hier das rezept für alle traditionalistInnen unter euch (für 4 personen):
je 1/2 l milch und wasser mit einem tl kümmel und 1-2 tl salz zum kochen bringen. 1 becher rahm mit 1 gehäuften el mehl glattrühren und mit dem schneebesen in die kochende milch-wasser-mischung rühren. einmal aufkochen lassen, dabei ständig rühren. mit einem spritzer essig und eventuell noch etwas salz (und manche geben auch pfeffer hinein) abschmecken. dazu altbrotbröckerl oder g’reste erdöpfe.

marmalade, die ganz echte!

marmalade, die ganz echte!


eigentlich mag katharina keine organgenmarmelade. sie hat dennoch welche gemacht, in gewohnt und geliebt enthusiastischer manier. sehr zum glücke von klaus. klaus liebt orangenmarmelade. und ich liebe klaus. als es dann in schönbrunn noch pomeranzen abzugeben gab, war das wochenendprogramm fix.

jetzt sind wir müde, aber sehr glücklich. nach zwei stunden pomeranzen waschen, auspressen, ausschaben, schalen schnippeln (die akribie hierfür leistete klaus) gestern, und sieben stunden kochen, pantschen, pressen, vermengen, wieder pantschen, kochen, rühren und patzen (eine etwas detaillierte arbeitsanleitung gibt’s im obigen link) und noch einmal pantschen, kochen, rühren und patzen (weil ich zwei kilo pomeranzen gekauft hatte – wenn schon, denn schon! – daraus aber fast fünf liter marmalade werden und wir nicht so einen großen topf haben, musste die chose in zwei chargen erfolgen), heute, also nach insgesamt neun stunden schweißtreibender arbeit, erschwert noch von der post-flüchtlingsballigen verkaterung, sind wir nun überglückliche besitzerInnen von 22 gläsern allerherrlichster echter marmalade.

ich verschreibe mich nicht dauernd, es handelt sich tatsächlich um marmAlade. echte englische orangenmarmelade, ganz echt aus bitterorangen, pomeranzen eben.

jetzt macht’s dauernd knack! knack! knack! in der küche. die deckel der twist-off-gläser beugen sich dem vakuum. ach, das ist alles herrlich! ein slow-food-selbermachtag hinter uns, wunderbarer duft, der wohl noch einige zeit in der wohnung bleiben wird, und die aussicht auf viele, viele frühstücke mit marmalade. und wie viele liebe genießerfreundInnen man damit beschenken kann!

marmalade1

organisch düngen ist wie stillen


mein landwirtschaftliches laientum ermöglicht mir unorthodoxe assoziationen.

biologisch bewirtschaftete böden sind wie gestillte säuglinge. nuckeln an der brust ist anstrengender als saugen am flaschenzuz. in bio-böden müssen die nährstoffe über ein gutes zusammenspiel mit den mikroorganismen erst aufgeschlossen werden. in der konventionellen landwirtschaft kriegt der boden stickstoff, phosphor und kalium in leicht aufnahmefähiger form.

auch die nachteile sind vergleichbar: häufigere überfütterung und höhere kosten. das baby wird zu dick, das zuviel an stickstoff im boden gelangt als nitrat ins grundwasser oder als klimaschädliches lachgas in die atmosphäre. und teurer ist die künstliche fütterung doppelt: die naturnahrung kostet gar nichts, weil sie einfach da ist, einfach anfällt, und die kunstnahrung wird oft überdosiert.

meine resümees der wintertagung 2013 des ökosozialen forums


ich habe mich heute in neuland gewagt: in die agrarpraxis und -politik. genauer: auf die wintertagung des ökosozialen forums. auf die 60. wintertagung. geburstagstagung. thema: “intensivierung? ja, aber nachhaltig!”

resümee 1 – das positive: ich fand’s sehr interessant. inhaltlich war viel neues für mich dabei, weil ich ja (leider) so überhaupt keinen landwirtschaftlichen hintergrund habe, dafür umso mehr wertschätzung. besonders spannend war, die stimmungen einzufangen, die befindlichkeiten. was die österreichischen bäuerinnen und bauern bewegt, kannte ich ja bisher nur aus diverser literatur über sie. aber niemals habe ich so geballt so viele wortmeldungen von ihnen gehört.
da war ganz viel die rede vom “unternehmertum landwirt” (niki berlakovich und landwirtschaftskammer-präsident gerhard wlodkowski), davon, dass wir “kein agrarpolitisches disneyland sind” (ösf-präsident stephan pernkopf), von “spaß” an der tätigkeit, von “mut”, “wir brauchen einkommen!”, “ich bin bauer geworden aus demselben grund, wie sie sich ihre berufe ausgesucht haben: weil es mir spaß macht und weil ich was verdienen will.”, “wenn die handelspolitik nicht kostendeckende preise garantiert, muss es die öffentliche hand tun.” und “fair trade darf nicht bei den bananen aufhören!” (alles publikumsmeldungen) und “ich wünsche mir eine agrarpolitik, die möglichst unabhängig von förderungen macht. und vom handel. weniger direkte förderungen, aber gleichzeitig preise von denen man leben kann.” (hans gmeiner, redakteur der salzburger nachrichten und landwirt).
von bischof schwarz aus gurk kam meine lieblingsausführung: die landwirtschaftliche produktion müsse einer “verträglichkeitsprüfung” unterzogen werden: sie müsse auf umweltverträglichkeit geprüft werden, auf soziale verträglichkeit, verträglichkeit zwischen generationen und internationale verträglichkeit.

resümee 2 – das negative: publikum und referentInnen waren nicht sehr durchmischt, aber es waren einige bio-anhängerInnen da, die arbeiterkammer, der gewerkschaftsbund, die via campesina, global2000.
und was passierte? über weite strecken wollte man sich nicht verstehen, bisweilen missverstand man sich absichtlich, hin und wieder gab’s hackl ins kreuz, und mitunter feindseligkeiten. so von der eu-parlamentarierin elisabeth köstinger (övp), die in einem nebensatz von immer-wieder-einmal-fast-konsensen mit den grünen erzählte, die von den grünen vereitelt würden, was sie verstünde, denn dagegen-sein sei ja eine oppositionelle strategie. gewerkschaftsbund-präsident erich foglar sprach von lebensmittelpreisen, die in den vergangenen zehn jahren stärker gestiegen seien als der verbraucherpreisindex, sagte aber sofort dazu “wir schauen grundsätzlich auf die preise, in allen bedürfnisfeldern.” und “das ist keine bösartigkeit gegen die landwirtschaft.” prompt kam eine replik aus dem publikum, dass ak und ögb immer auf die bauern hinhackten, umgekehrt nie: “die arbeiterkammer und der gewerkschaftsbund sagen immer: ‘die lebesnmittelpreise steigen.” die landwirtschaftskammer sagt nie: ‘die löhne sind zu hoch.'” eine vertreterin der ak stieß sich daran, dass die “ökologischen vorrangflächen”, die die eu-kommission in ihrem vorschlag für die neue gap drin hat, von berlakovich und pernkopf laufend als “flächenstilllegung” bezeichnet wurden. ökologische vorrangflächen sagte dennoch bis zum ende der tagung niemand auf dem podium. als neues tool gab’s sms-live-befragungen, drei an der zahl mit je zwei antwortmöglichkeiten. die fragestellungen waren zwar nicht  suggestiv (im grammatikalischen sinn), die antworten aber immer vorhersehbar: “ist die von der eu-kommission vorgeschlagene flächenstilllegung von 7 prozent ethisch richtig?” 80 prozent nein. darauf zerriss es irmi salzer von der via campesina. ihre wortmeldung war emotional-aggressiv. ähnlich jene einer global2000-vertreterin gegen ende der tagung, die pernkopf angriff und ihn fragte, warum es denn, bitte, bei aller beschworenen nachhaltigkeit und umweltfreundlichkeit trotz intensivierung in der österreichischen landwirtschaft gebeizten mais gebe, warum nicht verpflichtende fruchtfolgen, wo die nachhaltigkeit in der fleischproduktion sei, für die soja importiert werde, das zum teil gentechnisch verändert sei, und warum, bitteschön, die bienen stürben. (bei den bienen gab’s gelächter unter den aus wieselburg angereisten josephinum-schülern und den mädels aus sitzendorf, die beim bier-umtrunk nach der tagung “auf die bienen” tranken.)
ist das, frage ich mich, wirklich nötig?!

sehr viel war den ganzen tag über die rede von kommunikation, auch von kooperation. ich mag kampfrhetorik nicht, weil ich sie für destruktiv halte, und auch nicht absichtliches missverstehen und hackl-ins-kreuz-hauen. ich mag diplomatie als konstruktivere art, diskussionen auszutragen. das mag meiner harmoniebedürftigkeit geschuldet sein oder meiner naivität. egal, so bin ich und so hätte ich gerne, dass kommuniziert wird. 

ein slow-food-tag, herrlich!


ohh, das war ein schöner tag gestern! zwölf stunden slow-food, wörtlich wie übertragen.

wir haben die, abwesenheits- und babybedingt länger ausgesetzte mädels-probieren-neue-essstätten-aus-runde wieder aufleben lassen. start war beim schrittesser am tormarkt. frühstücken. köstlich frühstücken (schinken, speck, käse, ei). und da sind wir gleich zum ersten mal pickengeblieben, trotz der lehnenlosen stockerl.

gastrokritik nebenbei: da ist denn herren andi und stefan ein herrliches frühstücks- und jausenplatzerl geglückt. das ambiente gemütlich, verlängertes wohnzimmer trifft’s ziemlich gut. das essen: schinken, specke und käse, bauernbutter (direktimport aus kärnten) und brot, nudeln (kärtner kas, spinat, mozzarella-paradeis, fleisch) und sacherwürstel, darüber hinaus noch ein paar frühstücksextras. und aus! herrlich reduziert, mehr braucht man eh nicht. zum trinken gibt’s u.a. hirter-bier, leolimonaden, herrlichen hausbrandt-kaffee. (wer eine kärtner schlagseite im angebot zu erkennen glaubt, hat recht.) der service ist langsam (positiv!!!) und achtsam.
kurz: qualität, authentizität, freude auch hier. (überhaupt komme immer öfter drauf, dass ich meine drei höchsten lebenswerte auch die besten kriterien für gutes essen und trinken sind.)

nach vier stunden brunch dann zu den nackten männern ins leopold museum. jetzt leider schon ohne der mama, die die dritte im bunde seit einem zeitl ist. wir zwei restlichen haben uns amüsiert. kann man sich auf jeden fall anschauen, das!

dann kam der hunger wieder. und was wäre näher gelegen, als die herrliche neuentdeckte frühstücks- und jausendestination, deren frühstücksqualität uns schon bekannt war, auch auf ihre jausenqualität zu prüfen? also wieder zurück ins schrittesser. kärtner nudeln dieses mal. das “pling!”, das aus der küche kam, interpretierten wir zunächst entsetzt als mikrowellen-endgeräusch, um kurz darauf aber beruhigt festzustellen, dass es sich um ein dampfgarer-pling gehandelt haben musste. so überhaupt ein kausalzusammenhang mit unseren dampfnudeln bestand. die nudeln waren übrigens allesamt köstlich. klar, ich habe alle vier sorten probiert!

und während wir da so saßen, aßen, tranken und wohltuende lebensgespräche führten, beschlossen wir, den tag mit kino ausklingen zu lassen. paradies: liebe ergab sich, und gut war’s. (filmkritik schreibe ich keine, das würde viele zeilen verschlingen.)

danke, l. und m., für einen wunderschönen, langsamen, eindrucksvollen, wohltuenden tag!

ein unverhofftes, dankbares jahresresümee


vorigen freitag rannte mir ein guter bekannter zufällig über den radweg, wir beschlossen einen spontanen kaffeeplausch. der liebe hat eine ähnliche und ähnlich aufregende auslandserfahrung wie ich hinter sich. als er zurückkam, stolperte er fast übergangslos in einen anstrengenden vollzeitjob. jetzt, ein knappes jahr später, sitzt er da und sagt: “ich bin müde! weißt du, nicht nur körperlich. ich bin geistig müde. das macht mich traurig.”

mich macht es auch traurig, mit ihm. und gleichzeitig froh, für mich. froh, dass ich es aller existenzängste und gefühlten arbeitszwänge zum trotz umgesetzt habe, was ich mir die letzten monate in mosambik vorgenommen hatte: mir zeit zu geben, (wieder) rund zu werden – mindestens ein halbes jahr, womöglich ein ganzes. das gehen des großvaters zu begleiten und alle damit verbundenen gefühle wahrzunehmen und zuzulassen. die freude über das wieder vorhandene angebot an kunst und kultur zu zelebrieren. good old europe, das jetzt in einem ganz anderen glanz erstrahlt, zu bereisen und zu genießen. mich wieder in die (gesellschafts-) politik einzuklinken. reflexionen und emotionen, gute wie unangenehme, zu durchleben. lebenskonzepte zu revidieren und zu adaptieren. mich beruflich zu verlieren und wiederzufinden. die müdigkeit abzustreifen und neue energien zu erschließen.

damit wurde dieses gespräch anlass für mein persönliches jahresresümee. es war ein turbulentes jahr, vor allem in mir drin. es war ein intensives jahr. es war ein gutes jahr. und ich bin – angesichts dessen, was ich an einem anderen ende der welt mitgekriegt hatte – dankbar und demütig, dass ich die möglichkeit hatte, mein jahr 2012 so zu verbringen, wie ich es eben getan habe.